Samstag, 22. September 2018

Ein Relikt aus dem Mittelalter


Die Wirtschaft im Allgemeinen und auch die Forstwirtschaft im Speziellen leben von ständiger Modernisierung und Innovationen. Gerade die Abläufe in der Holzernte und -bringung sind mittlerweile hoch technisiert. 

Aber ist Innovation immer der richtige Weg, muss alles immer auf dem neuesten Stand der Technik sein? Nicht unbedingt. 

Hin und wieder können auch heutzutage Methoden aus dem Mittelalter Vorteile für uns bieten. Ein Beispiel dafür sind sogenannte Klotzbeuten.
Sie entstammen einer Zeit, in der die Menschen gerade anfingen, eine frühe Form der Imkerei zu betreiben, die Zeidlerei. Zunächst wurde bei der Zeidlerei Honig von wilden Bienenvölkern gewonnen. Um die Honigernte ertragreicher und kalkulierbarer zu machen, gingen die Zeidler dazu über, den Bienenvölkern künstliche Nistmöglichkeiten anzubieten. Die Klotzbeuten, von Menschenhand ausgehöhlte Baumstämme, in denen sich Bienenvölker ansiedeln konnten, entstanden. 

Eine Klotzbeute im Alt-Schledehauser-Berg bestehend aus einer ausgehölten Lärche auf einem Douglasien-Stumpf.
Aber was bringt uns diese alte Technik heute?
Das Insektensterben ist mittlerweile in aller Munde. Gründe dafür sind unter anderem ein geringes Nahrungsangebot und mangelnder Lebensraum. Zumindest letzterem kann man mit einer Klotzbeute entgegenwirken. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass sich in Klotzbeuten neben den eigentlich geplanten Bienen auch Bücherskorpione ansiedeln. Diese sind natürliche Fraßfeinde der Varroa-Milbe, welche die Bienenbestände deutschlandweit bedroht.

Rund um die Klotzbeute erstrecken sich mehrere Hektar Buchen- und Eichenwälder. Auch ein Kirschensaatgutbestand liegt in unmittelbarere Nähe
Vor nicht allzu langer Zeit wurde in einem Waldstück bei uns eine neue Klotzbeute aufgestellt. Einen passenden Standort zu finden war nicht ganz leicht. Doch jetzt ist er gefunden. Die in einer ausgehöhlten Lärche angelegte Klotzbeute steht in unmittelbarer Nähe zu einem Kirschensaatgutbestand. 

Der Vorteil für die Bienen: eine Nahrungsquelle in unmittelbarer Nähe. Der Vorteil für den Waldbesitzer: genügend potenzielle Bestäuber für seine Kirschen und somit eine bessere Saatgutausbeute.

Zur Stabilisierung und um den Bienen eine Starthilfe zu geben, befinden sich im Inneren der Klotzbeute mehrere Querverstrebungen