Montag, 31. Juli 2017

Das große "Wie?"

Wenn die Durchforstungsperiode langsam näher rückt, wird es Zeit, sich über das "Wie?" Gedanken zu machen. Einige meiner Waldbesitzer gehen noch selber mit der Motorsäge in den Wald, fällen die Bäume, kürzen sie auf die entsprechenden Längen und rücken sie anschließend an den nächsten Weg.

Der weitaus größere Teil der Waldbesitzer beauftrag einen Unternehmer mit diesen Aufgaben.

Das meiste Holz wird heutzutage mit einem Harvester gefällt und aufgearbeitet. Das bietet einige Vorteile gegenüber der motormanuellen Fällung mit der Motorsäge. Der größte Pluspunkt ist dabei die erhöhte Sicherheit. Der Fahrer des Harvesters sitzt geschütz in einer Kabine, die außen nocheinmal verstärkt ist, um herabfallende Äste usw. standzuhalten. Außerdem schütz sie vor Wind und Regen, im Sommer vor zu großer Hitze und im Winter vor Kälte. Auch wirtschaftlich gesehen, ist der Harvesterin den meisten Fällen vorzuziehen. Er arbeitet sehr viel schneller, bis zu 18 FM pro Stunde sind möglich. Motormanuell nur maximal 5-10 FM pro Stunde.

Hier handelt es sich um mehrere verschiedene Sortimente, die bei einer Lärchendurchforstung mit einem Harvester angefallen sind.

Ein Forstwirt mit einer Motorsäge kommt immer dann ins Spiel, wenn das zu fällende Holz für den Harvester zu dick ist. Beispielsweise bei dem Wertholz für die Submission (vgl. Nur das Beste) Der Harvester meines Stammunternehmers kann Bäume mit einem Durchmesser von bis zu 75 cm greifen und fällen. Alles, was dicker ist, wird mit der Motorsäge erledigt.

Auch wenn der Harvester schneller, sicherer und meistens auch günstiger ist als ein Forstewirt mit Motorsäge, gibt es doch Waldbesitzer, die zum Teil aus Unwissenheit oder einfach aus Nostalgie die Motorsäge dem Harvester vorziehen.

Montag, 24. Juli 2017

Grenzgeschichten

Ich arbeite in einer Gegend, in der der Privatwald sehr klein strukturiert ist. Viele Waldbesitzer nennen Flächen ihr Eigen, die keine 2 ha halten. Neben den erschwerten Bedingungen bei der Pflege solcher Bestände, liegen die Probleme oft im Auffinden des genauen Grenzverlaufs.

Gerade wenn der Wald auf die nächste Generation übergeht oder Wald neu gekauft wurde, müssen die Grenzen aber gefunden werden.

Ein Großteil der Grenzen ist gar nicht oder nicht eindeutig markiert. Grenzsteine gibt es zwar, sind aber nicht die Regel. Mancherorts wurden Grenzwälle geschoben, an anderer Stelle Gräben ausgehoben. Gelegentlich wurden auch bestandesuntypische Baumarten entlang der Grenze gepflanzt zum Beispiel in einen Fichtenreinbestand Lärchen oder in einen Buchenreinbestand Eichen.

oben links: ein gefundener und markierter Grenzstein; unten links: man kann noch einen Grenzgraben bzw. Wall erahnen, entlang der Grenze wurden zusätzlich die Fichten farblich markiert; rechts: im Idealfall findet man alle paar Meter einen markierten Grenzstein

Im Laufe der Zeit verschwinden diese althergebrachten Markierungen jedoch oft. Grenzsteine werden umgepflügt oder derart von Pflanzen überwachsen, dass man sie einfach nicht mehr findet. Grenzbäume können im Zuge verschiedener Pflegemaßnahmen gefällt worden sein, Gräben und Wälle flachen ab.

Ich verbringe also sehr viel Zeit damit, zusammen mit dem jeweiligen Waldbesitzer unklare Grenzverläufe aufzuspüren und neu zu markieren.

Sherlock Holmes ist nichts dagegen.

Montag, 17. Juli 2017

Ausgezeichnet

Die Hauptsaison für Durchforstungen liegt im Herbst und Winter eines jeden Jahres. Damit in der relativ kurzen Zeit alles reibungslos läuft, muss es im Sommer gut vorbereitet werden. Ich bespreche also jetzt mit den Waldbesitzern, welche Flächen wir durchforsten sollten und bereite die Bestände daraufhin entsprechend vor.

Im Grunde heißt das, dass ich mit allerlei Sprühfarben bewaffnet durch die Bestände gehe und die Bäume farblich markiere, die entnommen werden sollen. In Förstersprache heißt es dann, "ich zeichne einen Bestand aus".

Dabei gucke ich mir jeden Baum genau an, denn nicht jeden Baum darf ich fällen lassen. Sogenannte "Habitatbäume" sind gesetzlich geschützt und dürfen nicht gefällt oder beschädigt werden. Sie bieten Lebensraum für seltene Tierarten wie verschiedene Spechte, Hornissen oder Fledermäuse. Auch möchte ich in der Regel nicht die schönsten Bäume als erstes fällen, sie sollen ruhig noch etwas dicker werden und ihre guten Gene in Form von Naturverjüngung in die nächste Waldgeneration weitertragen.

Wie viele Bäume pro Durchforstung entnommen werden, hängt ganz davon ab, wie dicht der Bestand aktuell ist. Ich versuche immer so viele Bäume zu entnehmen, dass alle verbleibenden für die nächsten 5 bis 10 Jahre Platz genug haben, um noch weiter zu wachsen. Die Baumart spielt auch eine Rolle, einen Buchenbestand kann ich stärker durchforsten als einen Fichtenbestand. Grund dafür ist die bei der Buche auch im hohen Alter noch sehr gute Plastizität in der Krone (d.h. dass auch eine alte Buche noch in der Lage ist, ihre Krone weiter auszubauen), während die Kronenplastizität bei der Fichte schon früh nachlässt und große Bestandeslücken nach einer Durchforstung nicht mehr geschlossen werden können.

Montag, 10. Juli 2017

Nur das Beste

Im nächsten Winter findet hier in der Region wieder eine große Wertholzsubmission statt. Das bedeutet, dass Holz mit besonders guter Qualität auf einen zentralen Platz gelegt wird, wo es die potentiellen Käufer mehrere Wochen lang begutachten können. 

Dann entscheiden sie, ob sie einen Stamm bebieten wollen und wie hoch das Gebot ausfallen soll. Alle Gebote werden in verschlossenen Briefumschlägen eingereicht und erst an einem festgelegten Stichtag geöffnet. Anschließend wird das Höchstgebot je Stamm ermittelt und die Käufer erfahren, für welche Stämme sie den Zuschlag erhalten haben.

Da die gesamt Submission ein recht aufwändiger und zeitintensiver Prozess ist, beginnen wir Förster schon jetzt im Sommer damit, geeignete Bäume auszuwählen. Wenn also ein Waldbesitzer eine Durchforstung seiner Bestände in Auftrag gibt, halten wir immer Ausschau nach Bäumen, die besonders hochwertig scheinen. 

Aber was heißt das überhaupt? 

Hier sitzt mein Hund auf einer für die letzte Submission vorgesehenen Esche.

Erstmal ist zusagen, dass es in unserer Region vorrangig um Eichen und Eschen geht. Diese sollen möglichst dick, mindestens jedoch 40 cm ohne Rinde in der Mitte des Stammes, sein. Außerdem dürfen sie am Stammstück möglichst keine Äste haben, zumindest keine dicken und faule schon gleich gar nicht. Dass der Baum gerade und nicht in sich gedreht sein sollte, versteht sich von selbst.

Also dann, auf geht die Suche... 

Montag, 3. Juli 2017

Sommerloch

Im Sommer ist es im Wald traditionell immer etwas ruhiger. Das liegt zum einen daran, dass die Bäume alle belaubt sind und "im Saft stehen" und zum anderen daran, dass in den Frühlings- und Sommermonaten die meisten Tierarten ihren Nachwuchs bekommen. 

Nichts desto trotz gibt es eine ganze Menge zu tun. Allen voran steht die Abrechnung der in diesem Frühjahr angelegten Kulturen. Wie hoch sind die Kosten ausgefallen und in welcher Höhe kann der Waldbesitzer die beantragte Förderung vom Land erwarten? Das bedeutet eine Menge Schreibtischarbeit.

Abwechslung bieten da Termine wie die "Waldjugendspiele", die für die Grundschulen der Umgebung angeboten und von Lehrern, Eltern und uns Förstern umgesetzt werden.

Baumscheiben zum Jahrring-Zählen, Maßband und Laufzettel

Erst letzte Woche durften meine Hündin und ich wieder an so einer Veranstaltung teilnehmen. Schülerinnen und Schüler der 1. bis 4. Klassen absolvierten einen Waldparcours mit 10 verschiedenen Stationen. Bei uns wurde das Alter eines Baumes anhand von Jahrringen ermittelt, der Umfang einer Esche gemessen und die Höhe derselben geschätzt. Das Wetter war super und die Schülerinnen und Schüler haben wirklich prima mitgemacht.

Zum Försterberuf zählen also neben den "normalen" Förstertätigkeiten auch Dinge wie Waldpädagogik und Umweltbildung. Ein wirklich abwechslungsreicher Beruf.