Freitag, 29. November 2019

Was wohin - die forstliche Standortkartierung


Wenn wir Förster zusammen mit den Waldbesitzern eine Kultur planen, richten wir uns vor allem nach dem Wunsch desselben. Mindestens genauso wichtig ist jedoch die Standortkartierung. Sie gibt Auskunft darüber, ob das, was sich der Waldbesitzer wünscht, auf dem gegebenen Standort überhaupt machbar ist. 

Bei uns läuft im Moment die Standortkartierung durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Dazu werden in einem Raster von 300 x 300m Bodengruben mit dem Bagger ausgehoben. In ihnen kann der Standortkartierer die verschiedenen Schichten und Horizonte des Bodens erkennen. Ergänzt werden diese Grabungen durch Bohrungen mit dem sogenannten Pürkhauer im Raster 100 x 100m. Dieser wird bis zu 2 Meter tief in den Boden geschlagen. Beim Herausziehen der Eisenstange wird ein Bohrkern ans Tageslicht befördert, der ebenfalls die Horizonte abbildet. 

Eine Bodengrube im Bissendorfer Wald, hier kann der Standortkartierer erkennen, um was für einen Boden es sich andelt und wie er mit Wasser und Nährstoffen versorgt ist.

Die Reihenfolge der Bodenhorizonte, deren Mächtigkeit, die Struktur und Porung etc. gibt Auskunft darüber, um welchen Bodentyp es sich handelt. Mittels Salzsäure kann der Kalkgehalt im Boden getestet werden und Kalk bedeutet immer Nährstoffe. 

Wenn die Auswertung beendet ist, legt der Kartierer eine Standortkennziffer fest. Sie besteht aus 5 Ziffern. Die ersten beiden weisen auf den gegebenen Wasserhaushalt hin, die dritte auf den Nährstoffgehalt und die Ziffern 4 und 5 auf das Bodensubstrat, sprich das Ausgangsgestein.
Ausgehend von dieser Standortkennziffer kann in einer Matrix abgelesen werden, welche Waldentwicklungstypen auf dieser Fläche geeignet sind.
Quelle: https://www.ml.niedersachsen.de/startseite/themen/wald_holz_jagd/wald_und_forstwirtschaft/forstliche-foerderung-in-niedersachsen-4754.html

Ein Beispiel:
11.4+.5.2f
Die ersten beiden Ziffern bedeuten hier: „Mäßig sommertrockene bis trockene Ebenen und Plateaus“, das „f“ am Ende legt diesen Standort als „mit etwas frischerer Ausprägung“ fest. Die 3. Ziffer sagt aus, dass der Standort ziemlich gut versorgt ist mit einer Tendenz zu gut versorgt und die letzten beiden Ziffern benennen das Substrat als „tonige Böden, z.T. sandig - schluffig oder mit dünnen Lößüberzügen“.

Die Waldentwicklungstypen (kurz WET), die die Standortkartierung hier empfiehlt, sind vorrangig 23 – Buche mit Edellaubholz und 21 – Buche mit Traubeneiche und nachrangig 10 – Traubeneiche mit Buche oder Hainbuche, 35 – Linde mit anderen Laubbäumen, 36 – Wildkirsche mit anderen Laubbäumen oder 28 – Buche mit Lärche.

Natürlich kann im Privatwald ein Waldbesitzer am Ende pflanzen, was er möchte, lediglich im Bereich der geförderten Kulturen muss er einen der durch die Kartierung empfohlenen WETs umsetzen.

Im Moment werden die WETs angepasst, sodass ein größeres Baumartenspektrum möglich ist und wir dem Klimawandel mit einer größeren Bandbreite an Baumarten entgegen treten können.

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