Gestern bin ich beim Lesen der
Zeitung mal wieder über einen Leserbrief gestolpert, wie man sie im Moment sehr
häufig findet. Dabei ist der Grundtenor der modernen Forstwirtschaft gegenüber
stets negativ und sehr einseitig.
Ein Beispiel dafür ist das Thema Monokulturen. Unter einer
Monokultur bzw. einem Reinbestand, wie wir Förster es nennen, versteht man
einen Waldbestand, der aus nur einer Hauptbaumart aufgebaut ist. Nicht immer
handelt es sich dabei um Nadelhölzer wie Fichte oder Kiefer, auch Laubgehölze
wie Buche, Birke oder Erle können eine Monokultur bilden.
Weil aber die meisten Menschen unter dem Begriff
„Monokultur“ eine Nadelholzmonokultur verstehen, will ich mich mal auf diese
Unterkategorie beschränken.
Ein typischer Fichtenforst im deutschen Mittelgebirge |
Ich will kein Loblied auf Monokulturen singen. Um Gottes
willen. Jeder weiß, dass solch einheitliche Bestände instabiler gegenüber
Stürmen und Insekten sind als strukturreiche Mischbestände und
naturschutzfachlich sind sie meist auch eher fragwürdig.
Aber schon aus der Historie heraus, haben wir in Deutschland
viele Monokulturen.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden etwa 10 % der Waldflächen in Deutschland
kahlgeschlagen, um den Alliierten als Reparationszahlung zu dienen. Auch
innerhalb Deutschlands war der Holzbedarf enorm, denn Häuser mussten wieder
aufgebaut, im prosperierenden Ruhrgebiet Kohlegruben befestigt werden.
Die Folge waren riesige Kahlflächen, die es wieder
aufzuforsten galt. Damit möglichst schnell wieder ein Holzertrag eingefahren
werden konnte, forsteten die Deutschen und vor allem die Kulturfrauen mit
schnellwüchsigen Nadelhölzern auf. In erster Linie mit Fichte und Kiefer.
Auch heute haben sie noch eine gewisse Berechtigung. Ein Großteil
der Holzindustrie ist auf die Verarbeitung von Nadelholz spezialisiert bzw.
angewiesen. Der Grund dafür ist ganz einfach. Vergleicht man rein vom Habitus
eine Fichte mit einer Buche, fällt auch dem Leien sofort auf, dass Fichten in
der Regel immer gleich aussehen. Langer gerader Stamm, feine Äste, wenige
Unregelmäßigkeiten. Eine Buche hingegen hat stärkere Äste, ist oft etwas
krummer und, was von außen nicht zu sehen ist, das Holz ist schwerer als das
der Fichte. Eine Fichte ist also in einer Industrie, in der es darauf ankommt,
möglichst schnell möglichst viele möglichst gleiche Produkte zu produzieren,
der Buche überlegen. Außerdem wächst sie sehr viel schneller und bringt so
innerhalb der gleichen Zeitspanne einen höheren Ertrag als eine Buche.
In diesem Bestand kann die hochmechanisierte Holzernte mittels Hervester und Forwarder ohne Probleme stattfinden |
So wie sich alles weiterentwickelt, entwickelte sich auch
die Forstwirtschaft weiter. Schon seit Jahrzehnten treiben Förster und
Waldbesitzer den Waldumbau weg von Monokulturen hin zu stabilen Mischbeständen
mit höherer Arten-, Alters- und Strukturvielfalt mit aller Kraft voran. Doch
das geht nicht von heute auf morgen. Und das, was vor 20 Jahren noch als fortschrittlich
galt, ist heute in Zeiten des Klimawandels oft schon wieder überholt.
Übrigens: Nicht alle Reinbestände sind menschengemacht. Zum
Thema natürliche Reinbestände erfahrt Ihr hier demnächst mehr.
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