Freitag, 20. März 2020

Monokulturen im Wald - antiquierter Unsinn?


Gestern bin ich beim Lesen der Zeitung mal wieder über einen Leserbrief gestolpert, wie man sie im Moment sehr häufig findet. Dabei ist der Grundtenor der modernen Forstwirtschaft gegenüber stets negativ und sehr einseitig.

Ein Beispiel dafür ist das Thema Monokulturen. Unter einer Monokultur bzw. einem Reinbestand, wie wir Förster es nennen, versteht man einen Waldbestand, der aus nur einer Hauptbaumart aufgebaut ist. Nicht immer handelt es sich dabei um Nadelhölzer wie Fichte oder Kiefer, auch Laubgehölze wie Buche, Birke oder Erle können eine Monokultur bilden. 

Weil aber die meisten Menschen unter dem Begriff „Monokultur“ eine Nadelholzmonokultur verstehen, will ich mich mal auf diese Unterkategorie beschränken.

Ein typischer Fichtenforst im deutschen Mittelgebirge

Ich will kein Loblied auf Monokulturen singen. Um Gottes willen. Jeder weiß, dass solch einheitliche Bestände instabiler gegenüber Stürmen und Insekten sind als strukturreiche Mischbestände und naturschutzfachlich sind sie meist auch eher fragwürdig. 

Aber schon aus der Historie heraus, haben wir in Deutschland viele Monokulturen.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden etwa 10 % der Waldflächen in Deutschland kahlgeschlagen, um den Alliierten als Reparationszahlung zu dienen. Auch innerhalb Deutschlands war der Holzbedarf enorm, denn Häuser mussten wieder aufgebaut, im prosperierenden Ruhrgebiet Kohlegruben befestigt werden.

Die Folge waren riesige Kahlflächen, die es wieder aufzuforsten galt. Damit möglichst schnell wieder ein Holzertrag eingefahren werden konnte, forsteten die Deutschen und vor allem die Kulturfrauen mit schnellwüchsigen Nadelhölzern auf. In erster Linie mit Fichte und Kiefer.

Auch heute haben sie noch eine gewisse Berechtigung. Ein Großteil der Holzindustrie ist auf die Verarbeitung von Nadelholz spezialisiert bzw. angewiesen. Der Grund dafür ist ganz einfach. Vergleicht man rein vom Habitus eine Fichte mit einer Buche, fällt auch dem Leien sofort auf, dass Fichten in der Regel immer gleich aussehen. Langer gerader Stamm, feine Äste, wenige Unregelmäßigkeiten. Eine Buche hingegen hat stärkere Äste, ist oft etwas krummer und, was von außen nicht zu sehen ist, das Holz ist schwerer als das der Fichte. Eine Fichte ist also in einer Industrie, in der es darauf ankommt, möglichst schnell möglichst viele möglichst gleiche Produkte zu produzieren, der Buche überlegen. Außerdem wächst sie sehr viel schneller und bringt so innerhalb der gleichen Zeitspanne einen höheren Ertrag als eine Buche.

In diesem Bestand kann die hochmechanisierte Holzernte mittels Hervester und Forwarder ohne Probleme stattfinden
So wie sich alles weiterentwickelt, entwickelte sich auch die Forstwirtschaft weiter. Schon seit Jahrzehnten treiben Förster und Waldbesitzer den Waldumbau weg von Monokulturen hin zu stabilen Mischbeständen mit höherer Arten-, Alters- und Strukturvielfalt mit aller Kraft voran. Doch das geht nicht von heute auf morgen. Und das, was vor 20 Jahren noch als fortschrittlich galt, ist heute in Zeiten des Klimawandels oft schon wieder überholt.

Übrigens: Nicht alle Reinbestände sind menschengemacht. Zum Thema natürliche Reinbestände erfahrt Ihr hier demnächst mehr.

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