Die Vögel zwitschern, in der Luft liegt der Duft frisch
gesägten Holzes, kein Geräusch einer Maschine stört das Ohr des Waldbesuchers.
Doch was ist das? Auf einmal bricht schnaubend und stampfend ein Kaltblüter
durch das Unterholz. An seiner Seite ein kerniger Bartträger mit Lederhose und
kariertem Hemd. Zusammen manövrieren sie gekonnt einen kleinen Baumstamm durch
das Labyrinth aus Bäumen und Sträuchern, bis sie den nächsten Weg erreichen und
das Holz ablegen können.
Ein Rückepferd-Gespann bei der anstrengenden Arbeit im Gelände. |
Ist es das? Das Patentrezept für die ideale Forstwirtschaft
– emissionsarm, naturnah und bodenschonend?
Ja und nein. So wertvoll die Pferderückung in manchen
Bereichen als Ergänzung zur hochmechanisierten Holzernte ist, in weiten Teilen
kann sie diese nicht ersetzen.
Es gibt Einsatzbereiche, in denen eine Rückung des Holzes
mittels Pferd sehr sinnvoll ist. In Beständen an Hängen, die für Maschinen zu
steil sind, kann ein Pferd trittsicher das Holz aus der Fläche an Rückewege
schleppen. Diese verlaufen parallel zum Hang und sind mit Maschinen wie dem
Forwarder gut befahrbar. Von dort aus übernimmt dieser den weiteren Transport
des Holzes zum Holzlagerplatz.
Auch in bestimmten Schutzgebieten, in denen der
Rückgassenabstand mindestens 40 m zueinander beträgt, ist die Rückung mittels
Pferd angebracht. Hier können die Pferde bzw. die Gespanne die einzelnen Holzabschnitte
bis zur nächsten Rückegasse ziehen, von wo aus sie ebenfalls mit Maschinen
weiter transportiert werden.
Doch oft stößt die Pferderückung an ihre Grenzen. Und zwar wenn
das zu rückende Holz größere Dimensionen und damit auch ein höheres Gewicht
hat. Also immer dann, wenn wir in den Stammholzbereich gehen. Ein einzelnes
Pferd schafft Abschnitte oder Stämme mit einer Stückmasse zwischen 0,1 und 0,3
Festmeter, ein Gespann mit 2 Pferden bis zu 1,0 bis 1,5 Festmeter [1 Festmeter
= 1 Kubikmeter Holz]. Mehr ist nicht machbar. Schwere Fichten- oder Buchenstämme,
die manchmal 2, 3 oder noch mehr Festmeter haben, liegen somit weit außerhalb
des Möglichen.
Nur kurze Abschnitte und dünne Stämme kann ein Rückepferd aus dem Bestand ziehen, alles andere wäre für das Tier zu schwer. |
Bei ähnlichen Kosten der Pferderückung pro Festmeter
gegenüber der hochmechanisierten Holzernte ist die Leistung jedoch deutlich
geringer. Ein Forwarder kann innerhalb der gleichen Zeit etwa das zwei- bis
dreifache an Holzmenge aus dem Wald an die Wege rücken.
Dennoch, die Holzrückung durch Pferde ist tief in unserer
forstwirtschaftlichen Tradition verwurzelt. Bis in die 1960er Jahre wurde sie
noch flächendeckend eingesetzt. Und auch heute noch hat sie in gewissem Maße
ihre Berechtigung, auch wenn sie in weiten Teilen von hochmechanisierten
Rückeverfahren abgelöst wurde.
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