Samstag, 2. Mai 2020

Atypische Weidemyopathie


Der Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) ist eine Baumart, die in unserer Gegend gerne als Waldbaum gepflanzt wird, weil er gut auf unsere Standorte passt. Da er hier so gut wächst, produziert er Jahr für Jahr Tausende Samen, aus denen wiederum im Frühjahr neue Ahornbäumchen wachsen.

Keimling eines Berg-Ahorns

Im Wald ist das kein Problem. Im Gegenteil, dort freuen wir uns über so viel Naturverjüngung. Steht der Berg-Ahorn jedoch nicht im Wald, sondern neben einer Pferdeweide, kann das zu einem für Pferde tödlichen Problem werden.

Aber was genau ist so gefährlich?

In den Samen des Ahorns und in seinen Keimlingen ist die Aminosäure Hypoglycin A enthalten. Dieser Stoff ist für sich genommen nicht giftig. Nimmt ein Pferd das Hypoglycin A jedoch während der Nahrungsaufnahme auf, wird es durch dessen Abbau in der Leber zu dem hochtoxischen MCPA (Methylencyclopropylacetic). Dieses Nervengift sorgt dafür, dass wichtige Enzyme im Fettstoffwechsel der Pferde gehemmt werden und stört so die Energiebereitstellung für die Muskeln.

Keimling mit Primärblättern
Laut der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo Hannover) ist die Hypoglycin A-Konzentration in den Ahornkeimlingen so hoch, dass schon die Aufnahme von nur etwa 40 Stück für ein 500 kg-Pferd tödlich sein kann. Es ist also Vorsicht geboten.

Auch in den Flügelsamen des Berg-Ahorns ist das Hypoglycin A enthalten.
Was kann man tun, um dieser meist tödlichen Krankheit vorzubeugen?

Die Samen und Keimlinge werden vor allem dann von Pferden gefressen, wenn die Koppeln schon sehr stark abgeweidet sind bzw. das Gras zu kurz gemäht wurde. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass rechtzeitig die Weide gewechselt oder so zugefüttert werden muss, dass für die Pferde gar nicht erst die Notwendigkeit entsteht, die kleinen Ahorne zu fressen. Zusätzlich können auf den Weiden im Herbst und Frühjahr die Samen und Keimlinge abgesammelt werden. Auch über eine Fällung der alten Ahornbäume muss nachgedacht werden, denn wo kein Ahorn steht, können auch keine Samen fallen.

 

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